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Blast Unicorn: Van Halo (Review)

Artist:

Blast Unicorn

Blast Unicorn: Van Halo
Album:

Van Halo

Medium: CD
Stil:

Elektronik/Mathprog

Label: Iapetus media
Spieldauer: 35:48
Erschienen: 01.04.2015
Website: [Link]

Achtzehn Songs in knapp sechsunddreißig Minuten. Kein Punk, schwer verdaulicher Prog ist angesagt. Solcher, der technikaffinen Proggern die babyblaue Unnerbüxe warm werden lässt. Polyrhythmik! Dissonanzen!! Mathrock!!! Und der von seiner frippigen Majestät gebenedeite Trey Gunn gibt seinen Segen dazu: „That is some of the most fucked-up stuff I have heard in a very long time!” Die RESIDENTS im ACID MOTHERS TEMPLE lachen launig über diese zappelige Zirkulation kaltästhetischer Keyboards mit verzerrten Gitarren obendrauf. Nicht allzu „fucked-up“, eher der maschinenmusikalische Soundtrack zu eisigen Zeiten.

Erst mit Stück fünf, „Blast Unicorn: Final Exam“, kehren ein paar Sekunden Ruhe ein, doch nichts Wärmendes, nur plastilines Pluckern diverser Synthesizer, bevor das Gezicke wieder losgeht und des Proggies liebstes Haustier geschlachtet wird. Die sterilblasse Cover-Grafik aus dem Computer verheißt nichts Gutes: Das Einhorn bäumt sich zwar auf, aber es wird ihm an den Kragen gehen. Im Innersleeve weisen die in die Höhe gereckten Arme mit dem Hörnergruß der Metalbranche, ihr wisst schon, die Öhrchen gespitzt und das Mündchen geschlossen halten, den musikalischen Weg. Es geht deftig zur Sache, wobei ebenso wenig hart gerockte Hymnen erwartet werden dürfen wie eindeutig identifizierbare Gitarren. Der stumme Zuhörer wird zum Zeugen einer durchgeplanten (oder, wenn so etwas funktioniert, gezirkelt improvisierten) Destruktion.

Melodien werden nur in Bruchteilen angerissen und gleich wieder zerstört, „Van Halo“ bietet keinen Platz zum Ausruhen oder Verweilen, es wird durch die kurzen Stücke gehetzt als wären KRAFTWERKs-Roboter auf der Flucht vor HAL 9000. Oder seinen Erben. Der Klang ist passend künstlich, aseptisch, als würden die Sound-Ideale der 80er durch den Fleischwolf gedreht.

Am Ende beweisen BLAST UNICORN sogar Humor (zwischendurch eigentlich auch schon – „Just Chilin‘“, „Ausgeburt Of Love“). „Godshaped Ice Cream“ ist ein Bastard aus Jump’n’Run-Soundtrack und durchgeknalltem Kinderlied.

Das musikalische Dinner ist beendet, und der Gastgeber fragt wie es geschmeckt hat. Ein bunter Prog-Gemüseeintopf, behandelt nach allen Regeln der Molekularküche, schockgefroren serviert. Was antwortet man mit gefrorenen Lippen? „Interessant, mal was anderes“, und ist froh das Zeug nicht jeden Tag essen zu müssen.

FAZIT: Musik amoklaufender Computer, die ein einsamer Mathelehrer während einer „Nonnenfinsternis“ (schöner Titel) programmiert hat.

PS.: Cooler Karma-Zug, dass die Rezension direkt und ungeplant über einer VAN HALEN-Kritik gelandet ist. So muss das sein.

Jochen König (Info) (Review 5104x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Van Halo
  • Just Chillin'
  • Abteil
  • Gedankenstrich
  • Blast Unicorn: Final Exam
  • Waterclimber
  • Ghostmodern
  • König Kaiser Kingdom Castle
  • Music Face
  • Ausgeburt Of Love
  • Nonnenfinsternis
  • Hack In The City
  • Bobtail Builder
  • Überhaupt
  • Hitfall
  • Schattenspender
  • King Crumbles
  • Godshaped Ice Cream

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Einhornfresser
gepostet am: 14.04.2015

User-Wertung:
11 Punkte

Wie so häufig, bei diesem technischen Krachzeug, sollte man die Konserve eher als Visitenkarte betrachten. So richtig mitreissend wird es wahrscheinlich, wenn es live dargeboten wird. Hatte leider noch nicht die Ehre. Gutes Album, aber mein Höschen bleibt dabei blütenweiss...
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 14.04.2015

User-Wertung:
10 Punkte

Lieber Einhornfresser, genauso denke ich auch. Solche Musik ist - wie Freejazz seit ehedem - geradezu geschaffen für Live-Auftritte. Schön, dass deine weißen Shorts/Tanga/Schlüpper die Attacken blütenrein überstanden haben :-D
proggus
gepostet am: 14.04.2015

User-Wertung:
14 Punkte

Geiles Album! Ich mag es sehr und ich bin noch nicht mal Musiker. Die Babyblauen sind halt echte Progger und ihr nicht :-)
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 14.04.2015

User-Wertung:
10 Punkte

Verdammt proggus, schon wieder hast du Recht. Und ich bin auch noch stolz drauf :-D
Thoralf Koß [Musikreviews.de]
gepostet am: 14.04.2015

Ganz genau Jochen!
Wir sind die musikalischen Freigeister und keinerlei Zensur unterworfen, wobei die Symbolkraft deiner “babyblauen Unterbüxe” exemplarisch ist.
Meine Unterbüxe weist jedenfalls eine gigantische Vielfalt an Farben auf! Und deine Besprechung, Jochen, beweist mir, dass ich Blast Unicorn, trotz der euphorischen BBS-Besprechungen, zurecht ignoriert habe.
proggus
gepostet am: 14.04.2015

Sag mal Thoralf, täutscht's mich oder habe ich von Dir nicht auch schon Rezensionen auf den BBS gelesen? Dabei scheinst Du die BBS gar nicht zu mögen?
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 14.04.2015

Nein, Proggus, du täuschst dich nicht und ich habe auch nichts gegen die BBS. Nur Ironie und Prog vertragen sich manchmal nicht so richtig!
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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